Im Rahmen der 10. Dreiländer-Konferenz von Frauen aus Bau- und Holzberufen in Bern haben rund 50 Baufrauen eine Online-Petition gegen sexuelle Belästigung lanciert. Mit einer öffentlichen Aktion forderten sie Respekt, Sicherheit und Gleichbehandlung am Arbeitsplatz. Ihre Botschaft war klar: Sie wollen streichen, mauern, zimmern und installieren – frei von Belästigung, Erniedrigung, Gewalt und Machtmissbrauch.
Die Petition richtet sich an Arbeitgeber:innen, Branchenverbände und den Gesetzgeber. Die Baufrauen verlangen verbindliche Massnahmen wie klare Regeln gegen Belästigung, verpflichtende Schulungen, benannte Ansprechpersonen bei Übergriffen sowie Sanktionen bei Verstössen. Arbeitgeber müssten ihre Fürsorgepflicht endlich ernst nehmen, so die Demonstrierenden. Mit Slogans wie „Mein Körper ist nicht dein Bier“ und „Augen auf, Chef – Stopp sexuelle Belästigung auf dem Bau!“ machten sie auf ihre Anliegen aufmerksam. Wer mehr Frauen für Bauberufe gewinnen will, muss eine Willkommenskultur schaffen.
Firmen und Behörden sind gefordert, Betroffene von sexueller Belästigung, sexualisierter Gewalt und Mobbing rechtlich, psychologisch und praktisch zu unterstützen. Die Baufrauen kritisieren, dass das Gleichstellungsgesetz zwar Diskriminierung und Belästigung verbietet, Betroffenen aber kaum wirksame Mittel bietet, um sich gegen übergriffige Kollegen, Vorgesetzte oder Kunden zu wehren. Eine Verbesserung des Gesetzes wurde kürzlich von einer SVP-FDP-Mitte-Mehrheit abgelehnt. Bauleiterin Rita Zürcher (64) kommentierte: Es sei erschreckend, dass Frauen heute noch immer nicht ungestört arbeiten können und sich ständig dumme Sprüche anhören müssten.Ein weiterer zentraler Punkt der Petition ist die Forderung, dass die Schweiz endlich die ILO-Konvention Nr. 190 zur Beseitigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt ratifiziert. Eine Unia-Umfrage aus dem Jahr 2023 zeigt den dringenden Handlungsbedarf: Rund die Hälfte der befragten Baufrauen hat bereits sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt, ein Viertel sogar sexualisierte Gewalt.
Die Aktion in Bern war Teil eines internationalen Austauschs. Neben Schweizer Baufrauen nahmen auch Delegierte der deutschen IG BAU und der österreichischen GBH teil. Sie erklärten sich solidarisch mit den Forderungen ihrer Schweizer Kolleginnen. Unter dem Motto „Gutes Klima auf dem Bau“ diskutierten die Teilnehmerinnen auch über die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Arbeit. In einer Resolution forderten sie, dass Arbeiten im Freien ab 33 Grad Celsius eingestellt werden müssen. Zudem appellierten sie an den Ständerat, die Motion „Fristen bei Hitzewellen verlängern“ zu genehmigen, damit bei wetterbedingten Unterbrüchen keine Konventionalstrafen verhängt werden.
Die Petition kann online unter folgendem Link unterstützt werden: https://unia.ch/stopp-belaestigung