Gesellschaft
Politik
Mehr Lohn statt BVG-Bschiss

Frauenlöhne erhöhen statt Renten senken

- Emine Sariaslan

Am Frauenstreik-Tag fanden in der ganzen Schweiz gewerkschaftliche und feministische Aktionen statt. Nach drei grossen Frauenstreiks kämpfen die Frauen immer noch mit strukturellen Ungerechtigkeiten, die ihnen ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben verunmöglichen. Aber anstatt endlich die Löhne zu erhöhen und regionale Mindestlöhne zu unterstützen, greifen die Bürgerlichen die Pensionskassenrenten mit dem BVG-Bschiss an.

In der ganzen Schweiz finden Aktionen mit Reinigerinnen, Wäscherinnen, Gastroarbeitnehmerinnen und Pflegefachfrauen statt. So werden siebeispielsweise gemeinsam mit der Unia Workshops zu sexueller Belästigung und Selbstverteidigung anbieten, oder sie werden gemeinsam picknicken und ihre Pause verlängern. Zudem findet in Bern ein Postenlauf zur «Gewerkschaftlichen Notwendigkeit» statt. «Es ist ein Skandal. Belästigung, Tieflöhne, die fehlende Anerkennung der unbezahlten Care- Arbeit oder Frauenarmut im Alter sind Symptome einer Gesellschaft, die Frauen und ihre Arbeit systematisch abwertet. Frauen wird signalisiert, dass ihre Arbeit weniger wert ist. Anstatt strukturelle Probleme und Diskriminierungen anzugehen, werden diese individualisiert», kritisiert Vania Alleva, Präsidentin der Gewerkschaft Unia. Frauen verlangen Anerkennung ihrer Arbeit und faire Löhne. Sie leisten nicht nur den Grossteil der unbezahlten Sorgearbeit, sondern arbeiten auch in gesellschaftsrelevanten Berufen. Dennoch verdient knapp die Hälfte der Frauen mit abgeschlossener Berufslehre weniger als 5000 Franken brutto im Monat – hochgerechnet auf eine Vollzeitstelle wohlgemerkt.

14. Juni – Frauenstreik-Tag

«In meinem Kanton, aber auch anderswo und in allen Branchen, in denen überwiegend Frauen arbeiten, die nicht durch einen GAV abgedeckt sind, wollen wir GAV, um unsere Arbeitsbedingungen zu verbessern», sagt Fanny Hostettler, Präsidentin der Fachfrauen Apotheke des Kantons Waadt. Die Gesellschaft, die Politik und die Arbeitgeber profitieren von der systematischen Abwertung von Frauenarbeit. Insbesondere in Branchen mit hohem Frauenanteil zeigen sich tiefe Einstiegslöhne und eine ungenügende Lohnentwicklung. Maryam Goudarzi, Verkäuferin in Zürich, sagt: «Als Ausländerinnen und Ausländer werden wir trotz Ausbildung in unserem Heimatland als Ungelernte angestellt. Das bedeutet weniger Lohn, aber eigentlich arbeiten wir genau gleich wie die Gelernten. [...] Es braucht 4500 Franken für alle Arbeitnehmenden ohne Lehre, darunter ist ein Leben in Würde unmöglich!» Die Forderungen der Unia sind klar: höhere Löhne und gerechte Renten für Frauen jetzt! Eine abgeschlossene Berufslehre muss sich lohnen, und wir fordern gute Gesamtarbeitsverträge, besonders in Branchen mit hohem Frauenanteil.