Arbeit
Bauarbeiter wehren sich gegen Lohnverluste

Lohnverhandlungen Bauhauptgewerbe

- Chris Kelley

Nach ihrem letztjährigen Verhandlungsabbruch bocken die Baumeister auch dieses Jahr wieder beim Lohn. So machten die Chefs in der ersten Runde der kürzlich gestarteten Lohnverhandlungen nicht mal ein Angebot. Doch die Bauarbeiter nehmen das nicht hin. Erste Protestaktionen haben bereits begonnen.

Lebensmittel, Mieten, Krankenkassen: Alles wird teurer. In vielen Branchen vereinbarten Gewerkschaften und Arbeitgeber deshalb letztes Jahr generelle Lohnerhöhungen als Ausgleich der Teuerung. Nur in einer grösseren Branche nicht: dem Bauhauptgewerbe. Hier verweigerte der Baumeisterverband eine Lohnerhöhung und brach die Verhandlungen im letzten Herbst ab. Die Folge: Die Hälfte der Bauarbeiter erhielt nichts und selbst diejenigen, die von ihrer Firma freiwillig eine Lohnerhöhung erhielten, bekamen so gut wie nie den ganzen Teuerungsausgleich. «Sinkende Löhne für einen der härtesten Jobs der Schweiz – das versteht niemand», bringt es Nico Lutz, in der Unia-Geschäftsleitung für den Bau zuständig, auf den Punkt.

Arbeit muss sich lohnen

Dieses Jahr hat die Baubranche die Chance, diese Ungerechtigkeit zu korrigieren. Denn die Lohnverhandlungen für das kommende Jahr sind am 3. September 2024 gestartet. Aufgrund des letztjährigen Verhandlungsabbruchs der Baumeister ist die Unia mit einer zweijährigen Lohnforderung in die Verhandlungen gestiegen. Konkret: 250 Franken mehr Lohn für alle Bauarbeiter, um die diesjährige und letztjährige Teuerung zu kompensieren. Wenn eine Firma im laufenden Jahr freiwillig eine Lohnerhöhung gewährt hat, könne sie dies an den 250 Franken anrechnen, so der Vorschlag der Unia. Die Baumeister antworteten mit einem Affront: Sie machten in der ersten Runde nicht mal ein Angebot. Dabei müsste ein voller Teuerungsausgleich selbstverständlich sein. Auf dem Bau erst recht: Die Bauwirtschaft boomt und gleichzeitig verlässt jeder zweite Maurer die Branche. Schafft die Branche die Wende nicht, droht 2040 jede dritte Stelle unbesetzt zu sein.

Erste Protestaktionen gestartet, weitere folgen

Der Baumeisterverband hat immer wieder gezeigt, dass gute Argumente bei ihm nicht reichen. Doch die Bauarbeiter haben diesmal vorgesorgt und Proteste geplant. Die ersten Aktionen haben bereits begonnen. So legten beispielsweise Mitte September die Bauarbeiter einer Grossbaustelle in Zürich die Arbeit am Nachmittag nieder. Ihre klare Botschaft: Respekt für unsere Arbeit – Lohnerhöhung jetzt! In den kommenden Wochen wird es in verschiedenen Teilen der Schweiz weitere Aktionen geben. Mitte Oktober gehen die Verhandlungen weiter und die voraussichtlich letzte Verhandlungsrunde findet am 28. Oktober statt.

* Der Autor ist Co-Leiter des Sektors Bau