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Immer mehr Geld für Top-Kader und Aktionäre, immer weniger für alle anderen

Ungleichheit steigt weiter

- Noémie Zurlinden

Die Lohnschere in den grössten Schweizer Unternehmen öffnet sich weiter. Dies zeigt die neue Lohnschere-Studie der Unia. Während die Lebenskosten die tiefen und mittleren Löhne wegfressen, steigen die höchsten Löhne weiter an und die Aktionäre profitieren von Ausschüttungen in Milliardenhöhe.

Die Ungleichheit in den grössten Schweizer Unternehmen nimmt zu. 2023 stiegen die höchsten Löhne weiter. Fünf CEO verdienten sogar mehr als 10 Millionen Franken. Spitzenreiter ist Novartis-CEO Vasant Narasimhan mit 16,2 Millionen Franken – fast doppelt so viel wie 2022. An zweiter Stelle kommt UBS-Chef Sergio Ermotti: für neun Monate Arbeit erhielt er 14,4 Millionen Franken. Auf ein Jahr hochgerechnet entspricht dies gigantischen 19,2 Millionen Franken.

Lohnschere öffnet sich

Im Durchschnitt öffnete sich die Lohnschere, das Verhältnis des höchsten zum tiefsten Lohn in einem Unternehmen, in den 36 grössten Schweizer Konzernen von 1:139 im Jahr 2022 auf 1:143 im Jahr 2023. Die UBS verzeichnet die grösste Lohnschere. Ermotti verdiente 267-mal mehr als der/die Mitarbeitende mit dem tiefst möglichen Lohn. Diese Person müsste also 267 Jahre arbeiten, um gleich viel zu verdienen wie Ermotti allein im Jahr 2023.

Dividendenausschüttungen in Milliardenhöhe

Die Aktionäre profitierten wieder von Ausschüttungen in Milliardenhöhe. Insgesamt schütteten die grössten Schweizer Unternehmen 45 Milliarden Franken Dividenden im Jahr 2023 aus. Besonders die Aktionäre von Roche, Nestlé, Novartis und Zürich Insurance profitierten stark. Dies zeigt, dass mehr als genug Geld in den Unternehmen vorhanden ist, um die Löhne für alle Mitarbeitenden anzuheben.

Zunehmende Ungleichheit

Alles wird teurer: Preise, Mieten, Krankenkassenprämien. Die Löhne haben mit dieser Entwicklung nicht mitgehalten. Die meisten Menschen haben deshalb heute nicht mehr Geld zur Verfügung als 2016. Ausser die Topverdienenden: deren Löhne sind auch teuerungsbereinigt weiter gestiegen. Dies zeigt, dass die Ungleichheit nicht nur in den grössten Schweizer Unternehmen, sondern in der gesamten Schweiz steigt – und dies bereits seit einigen Jahren. Um diese Entwicklung zu stoppen, braucht es unbedingt wieder Lohnerhöhungen für alle!

 

*Noémie Zurlinden ist Ökonomin der Gewerkschaft Unia