Bauarbeiter kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen, wollen Landesmantelvertrag erneuern. Baustreik und Protestaktionen fanden in verschiedenen Kantonen Tessin, Bern, Lausanne, Genf, Luzern, Neuenburg Basel statt. Am 14. November findet in Zürich statt. Wir haben mit Nico Lutz, der bei der Gewerkschaft Unia den Sektor Bau leitet gesprochen.
Der Gesamtarbeitsvertrag des Bauhauptgewerbes läuft Ende 2005 aus. Ohne Vertrag gibt es keinen Mindestlohn, keinen 13. Monatslohn und auch keine anständige Lohnfortzahlung bei Krankheit. Darum geht es für die Bauarbeiter auch um sehr viel. Die Bauarbeiter wollen einen Gesamtarbeitsvertrag, aber einen besseren. Heute sind überlange Arbeitstage ein Problem, vor allem im Sommer. Dann arbeiten Bauarbeiter bei grösster Hitze schon bis zu 9 Stunden geplant auf der Baustelle. Oft kommt eine ungeplante Überstunde dazu. Dann kommt noch die Reisezeit vom Depot der Baufirma zur Baustelle dazu, die zu Teil nicht einmal bezahlt ist. Das bedeutet, dass Bauarbeiter oft aus dem Haus gehen, wenn ihre Kinder noch schlafen und am Abend todmüde zurückkommen, wenn die Kinder wieder im Bett sind. Kein Wunder hat die Branche mehr und mehr Mühe, Junge zu motivieren, diesen schönen Beruf zu ergreifen. Darum haben die Bauarbeiter letztes Jahr ihre Forderungen beschlossen: Kürzere Arbeitstage, eine bezahle Pause, Schluss mit der unbezahlten Reisezeit und auch eine faire Lohnerhöhung – weil das Leben immer teurer wird.
Die Bauarbeiter sind gewohnt, für ihre Rechte und ihre Würde zu kämpfen. Die Protesttage im Tessin, in Bern und Basel sowie in den Kantonen der Suisse Romande waren sehr eindrücklich. Die Gewerkschaften hatten immer schon in der lateinischen Schweiz – im Tessin und in der Romandie – einen höheren Organisationgrad und konnte somit auch besser mobilisieren. Im Tessin waren es 2500 Bauarbeiter, in der gesamten Romandie 7000. In Bern und der Nordwestschweiz waren es je gut 1000. Das ist zwar weniger, aber besser als vor 3 Jahren. Nächste Woche steht nun noch der Protesttag in Zürich an.
Bis im Sommer 2025 verweigerte der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) Verhandlungen. Normalerweise fangen wir im Februar oder März an, wir sind also wegen dem SBV schon mit Verzögerung gestartet. Statt zu verhandeln, legte der Baumeisterverband, denn im August einen eigenen «modernen» Vertrag vor. Modern hiess: Noch längere Arbeitstage für weniger Lohn. Samstag als normaler Arbeitstag ohne Zuschlag, Abbau des Kündigungsschutzes für ältere Bauarbeiter und bei Krankheit oder Unfall, Tiefere Löhne für Lehrabgänger. Und der Baumeisterverband wollte auf einen Schlag alle Verbesserungen, die wir in zähen Verhandlungen vereinbart haben, rückgängig machen. Wir haben ihnen gesagt: Das könnt ihr vergessen. Und wir haben immer wieder vorschlagen, die Verhandlungen zu beschleunigen. Wir wollten einen Verhandlungsergebnis im September. Wir haben auch transparent angekündigt, dass die Bauarbeiter ab Mitte Oktober die Arbeit niederlegen werden. Der Baumeisterverband war dann trotzdem empört, als die Bauarbeiter gemacht haben, was sie angekündigt haben.
Die Verhandlungen gehen weiter. Das ist schon mal gut. Weil die Bauarbeiter und die Firmen ein Interesse an einem Landesmantelvertrag haben. Ohne Landesmantelvertrag gibt es Lohndumping für die Bauarbeiter und die korrekten Firmen haben Probleme, weil Firmen mit tieferen Löhnen auch tiefere Preise machen können. Die ganze Branche würde vor die Hunde gehen. Die Positionen in den Verhandlungen sind aber noch sehr weit auseinander. Ich wage keine Prognose, ob es dieses Jahr einen Abschluss geben wir oder ob wir 2026 nochmals eine Streikwelle planen müssen. Wir wollen eine Lösung. Aber es hängt nicht nur von uns ab.