Der Kampf für Rechte aller Arbeitnehmenden, egal woher sie kommen, war ein avantgardistisches Model in den 60 und 70 Jahren. Heute gelten die schweizerischen Gewerkschaften - insbesondere die Unia- europaweit und weltweit als Beispiel für eine inklusive und mehrsprachige Gewerkschaft. Und eine wichtige Rolle darin spielen auch die publizistischen Organe der Gewerkschaften- die Zeitungen und Zeitschriften.
In einem Kurzinterview heben wir Andreas Rieger, ehemaliger Co-Präsident der Unia und der konzeptionelle Kopf vom Projekt Gewerkschaftshaus- aus dem auch Horizonte entstand- einige Fragen gestellt. Hier seine Erinnerungen an die Zeit von damals, als Horizonte ihren ersten zarten Versuchen startete.
Die Zehntausenden Mitglieder portugiesischer, spanischer etc. Muttersprache, welche in den 1980/90er-Jahren sehr oft kein Wort Deutsch (oft auch nicht Französisch) lesen konnten, verlangten einerseits selbst nach Informationen in ihrer Muttersprache; andererseits wollten die vermehrt angestellten Migrationssekretär:innen mit ihren Mitgliedern kommunizieren können. Deshalb die halben Seiten in weiteren Sprachen insbesondere in den deutschsprachigen Zeitungen der GBH und der GBI.
Hauptkanal waren Versammlungen, die damals viel häufiger besucht waren. Die Einladungen dazu wurden je nach Sektion und Berufsgruppe auch in weiteren Sprachen verfasst und eine Simultanübersetzung angekündigt. Später gab es dann auch die sprachspezifischen Gruppen.
Die neuen Informationsblätter auf Spanisch, Portugiesisch, Serbokroatisch, Albanisch wurde «gesamtschweizerisch» gedruckt und (einem Adressensplit) der drei Gewerkschaftszeitungen (Deutsch/Französisch/Italienisch) beigelegt. Technisch war dieses «Einschiessen» nicht möglich, wenn die Horizonte-Blätter Zeitungsformat gehabt hätten. Zudem hatten die drei Zeitungen der GBI nie das gleiche Format und wurden in drei verschiedenen Druckereien gedruckt.
Diskutiert wurde zu Beginn ein eigenständiger Versand mit der Post. Dies wäre aber sehr teuer gekommen, da die Horizonte nicht so häufig erschienen, um von der Vergünstigung als Zeitung profitieren zu können (mind. 15 und dann später 9 Ausgaben pro Jahr).
Die halben Seiten in den früheren Zeitungen wurden von GBI-Sekretär:innen geschrieben. Dies war für sie ein wichtiger Teil ihrer Arbeit, den sie sich nie «wegnehmen» lassen wollten. Wenn ich mich richtig erinnere, wurde die albanische Ausgabe allerdings anfangs vom externen Enver Robelli (Heute Journalist beim Tagesanzeiger Anm. der Redaktion) übersetzt und zum Teil journalistisch verfasst.
Wir waren zwar immer stolz auf unsere Pressevielfalt mit Horizonte. Wenn die Umfragen stimmen (in der Tendenz wird es wohl so sein), war die effektive Leser-Quote aber klein.Wenn wir heute/morgen die Telefonnummern oder E-Mail-Adressen eines Grossteils der Mitglieder haben und die Sprachkodes im Mitgliedersystem zuverlässig sind, sind Online-Informationen sicher dem derzeitige Leseverhalten unserer Mitglieder (abgesehen von den Älteren) angemessener.